17.12.2019
Monatsprogramm Januar 2020
06.11.2019
Podiumsdiskussion „Fußball, Vielfalt und Antidiskriminierung“
Im Rahmen der Fußball-Kulturtage NRW und der #footballpeople weeks von FARE (football against racism europe), fand am 15.10.2019 fand um 19.02 Uhr eine Podiumsdiskussion zum Thema „Fußball, Vielfalt und Antidiskriminierung- Welche gesellschaftliche Verantwortung tragen Fußballvereine?“ in der Liebfrauenkirche Duisburg statt. In Kooperation mit der Faninitiative Zebras stehen auf e.V. gelang es uns, ein interessantes und vielfältiges Podium einzuladen. Teilnehmer*innen der Podiumsdiskussion waren Anna Horstmann (Ruhr-Universität Bochum), Patrick Arnold (Landesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte NRW), Rainer Bischoff (Vorsitzender Stadtsportbund Duisburg), Daniel Lörcher (Borussia Dortmund), sowie Ingo Wald (Präsident, MSV Duisburg). Moderiert wurde die Runde von dem Journalisten Ronny Blaschke. Rund 45 Besucher lauschten gespannt einer munteren Diskussion über die Rolle der Vereine in der Antidiskriminierungsarbeit, positive Beispiele und auch deren Grenzen. Dabei ging es um Themen vom Amateurbereich bis zum Profifußball.
Ingo Wald beschrieb seinen Eindruck aus der Sicht des MSV Duisburg, dass im Bereich der Antidiskriminierungsarbeit noch eine Menge Arbeit zu leisten sei, da die Zuschauer*innen im Stadion schließlich ein Spiegelbild der Gesellschaft sind. Bezogen auf rechtsextreme Symboliken sei es schwer, alle Codes und Symbole der Szene zu (er)kennen. Daniel Lörcher brachte hierzu ein positives Beispiel von Borussia Dortmund, hier wurden mehrere hundert Ordner*innen gezielt sensibilisiert und geschult, einschlägige Symboliken zu erkennen. Ingo Wald stimmte dem zu, führte aber an, dass solche Anstrengungen die Vereine sehr viel Geld kosten. Kleinere Vereine mit geringen finanziellen Möglichkeiten, wie der MSV Duisburg, haben hierfür aber oft nicht die Mittel. Zudem bedarf es aus seiner Sicht die Unterstützung von Sozialarbeiter*innen, um die Fanbeauftragten mit Ihren vielfältigen Anforderungen zu unterstützen. Das Fanprojekt Duisburg e.V. stellt hier gerne den Fanbeauftragten Hilfe zur Verfügung.
Bezogen auf die Akzeptanz von Frauen im Fußball und speziell Frauenfußball, kam es seitens des Zuschauerbereichs zu einem Denkanstoß. Ein im Schiedsrichterwesen tätiger Zuhörer, erzählte von seinen Erlebnissen. Bereits bei der Spielvergabe kommt es seitens einiger männlicher Schiedsrichter zu einer Abwertung. Hier würde über Frauenfußball abwertend gesprochen und einige Kollegen würden es als nervig empfinden, Spiele von Frauenmannschaften zu pfeifen. Doch was können Vereine tun, damit es für Frauen im Fußball angenehmer wird?
Anna Horstmann, Geschlechterforscherin der Ruhr-Universität Bochum sprach sogenannte Awareness-Konzepte an. Es ist wichtig, dass Vereine sich bestimmter Probleme, wie z.B. Sexismus oder Rassismus bewusst werden und auf Grund der Sensibilität dieser Thematiken Mechanismen zu konzipieren, um Opfern zu helfen. Als Beispiel nannte sie hier Fortuna Düsseldorf, welche ein Awareness-Konzept zur Bekämpfung von Sexismus und sexualisierter Gewalt entwickelt haben. Frauen können sich hier während der Spieltage im Stadion an ein Hilfetelefon, oder an die Fanshops im Stadion wenden, in welchen speziell geschulte Mitarbeiter*innen arbeiten. Zudem beteiligt die Fortuna sich an der Kampagne „Luisa ist hier!“ von der Frauenberatungsstelle Düsseldorf. Auch Arminia Bielefeld arbeitet zurzeit an einem solchen Konzept. Wäre etwas ähnliches, trotz der geringen finanziellen Mittel, auch beim MSV Duisburg denkbar?
Sehr aktuelle Themen der vorherigen Woche lieferten weiteren Stoff, für eine intensive Diskussion. Sowohl die rassistischen Ausfälle bulgarischer Fußballfans, als auch das Salutieren von Spielern der türkischen Nationalmannschaft, zur Unterstützung des militärischen Einmarsches der Türkei in Nordsyrien während der EM-Qualifikationsspiele, wurden diskutiert. Insbesondere das „liken“ deutsch-türkischer Fußballspieler dieser Bilder wurde thematisiert. Auch beim MSV Duisburg war es durch das liken eines Bildes seitens des Spielers Ahmet Engin ein Thema. Ingo Wald nahm den Spieler hier in Schutz und betonte, dass es seitens Engin keine politische Meinungsäußerung war, er lediglich einen Freund durch das like unterstützen wollte und viele Spieler in dem Alter noch nicht genug politisch gebildet sind. Hier kam es zu einigen Einwürfen seitens des Publikums, welches sich teilweise eine Reaktion wie vom FC St. Pauli (hier wurde der Spieler Cenk Sahin nach einem solchen like freigestellt) erhoffte. Auch wurde seitens des Podiums angemerkt, dass dieses ein Zeichen sein kann, dass vielen Vereine die eigene Außendarstellung wichtiger ist, als solche Probleme anzugehen. Erst wenn sehr akut ist und nach außen in die Medien kommt, würden Vereine symbolisch handeln, aber oft nicht nachhaltig. Bezogen auf Nationalismus und Rassismus stütze Daniel Lörcher diese These, Borussia Dortmund wurde auch erst aktiv, als diese Probleme sehr akut wurden, im Gegensatz zu anderen Vereinen aber nachhaltig und langfristig.
Insgesamt war es eine sehr spannende und interessante Diskussion, die Teilnehmer*innen und Zuschauer*innen gingen stets respektvoll in der Diskussion miteinander um und es herrschte ein gutes Klima. Für mediale Aufmerksamkeit sorgte neben einigen Zeitungsreportern auch die WDR Lokalzeit, welche live von der Podiumsdiskussion berichtete. Wir bedanken uns herzlich bei allen Teilnehmer*innen, Zuschauer*innen und Interessierten, welche es zu einem spannenden und interessanten Abend gemacht haben. Zudem möchten wir uns bei dem Kölner Fanprojekt bedanken, welche die Ausstellung „Flucht, Migration und Fußball“ zur Verfügung gestellt haben, welche abseits der Podiumsdiskussion das Programm abrundete.
09.10.2019
FARE Action Weeks und Fussball-Kulturtage NRW 2019 in Duisburg
VORAB: In der Liebfrauenkirche ist es sehr kalt, zieht euch also bitte warm an!
- – PODIUMSDISKUSSION
»Fussball, Vielfalt und Antidiskriminierung«
Erst vor wenigen Wochen sorgte ein bekannter Fussballfunktionär mit diskriminierenden Aussagen für Schlagzeilen. Über seine weitere Funktion im Verein wurde laut diskutiert und Fans positionierten sich deutlich zu diesem Thema. Fanprojekte, Fans und Verbände arbeiten schon viele Jahre im Antidiskriminierungsbereich, engagieren sich gesellschaftspolitisch und positionieren sich zum Teil deutlich.
Welche Verantwortung tragen Fussballvereine, wenn es um Gesellschaft und Antidiskriminierung geht? Welche positiven Beispiele und Projekte gibt es? Auf welche Grenzen stoßen die Vereine? Welche Erwartungen haben Fans, Politik und Wissenschaft an die Verbände?
Diesen Fragen möchten wir in einer Podiumsdiskussion im Rahmen der FARE Action Weeks 2019 nachgehen und mit unseren Gästen Anna Horstmann (RUB, Awareness Konzepte), Ingo Wald (MSV Duisburg), Rainer Bischoff (Vorsitzender Stadtsportbund Duisburg), Daniel Lörcher (Borussia Dortmund) und Patrick Arnold (Landesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte NRW) gemeinsam diskutieren, die Moderation übernimmt Ronny Blaschke (Journalist, Referent, Moderator).
Dienstag, 15.10. ab 15:00 Uhr:
Wanderausstellung »Flucht, Migration und Fussball« vom Kölner Fanprojekt
Podiumsdiskussion um 19:02 Uhr
Der Fussball wäre ohne Migration nicht denkbar – der Sport hat sich einst von England aus verbreitet. Vor mehr als 100 Jahren gründeten Einwanderer Vereine in der ganzen Welt, später verstärkten sie Klubs und Nationalteams ihrer neuen Heimat. Auch viele der Männer und Frauen, die heute in Deutschland Fussball spielen, haben Fluchterfahrungen gemacht. Die vom Kölner Fanprojekt konzipierte Wanderausstellung »Flucht, Migration und Fussball« erzählt die Geschichte dieser Verbindung von Fussball und Migration. Die Ausstellung bietet Einblicke in ihre Biografien, doch sie beleuchtet das Thema Flucht auch allgemeiner: Was sind die Gründe, warum Menschen fliehen? Auf welchen Wegen kommen sie nach Europa? Die Umstände von Flucht werden ebenso thematisiert wie die Bedingungen in den Herkunftsländern.
Die Wanderausstellung zeigt Aspekte der Themen Flucht und Migration im Zusammenhang des Fussballs. Ausgangspunkt war, dass das Thema Flüchtlinge medial hauptsächlich mit negativ konnotierten Begriffen wie »Wellen«, »Strom« oder allgemein als »Problem« beschrieben wird. Dabei werden die Geflüchteten entweder pauschal kriminalisiert oder als Opfer dargestellt. Als handelnde Akteure hingegen werden sie kaum wahrgenommen und selten geht es um Individuen mit jeweils persönlichen Lebensgeschichten. Das Kölner Fanprojekt hat gemeinsam mit Geflüchteten eine Ausstellung entwickelt, in der Hintergrundinformationen zum Thema Flucht und Asyl dargestellt werden.
Der Eintritt ist wie immer frei.
- – FILMVORFÜHRUNG
Istanbul United
2013 beginnen innerhalb der Türkei schwere politische Umwälzungen, die bis heute andauern. Der bis dato als prowestlicher Reformer bezeichnete Ministerpräsident Recep Erdogan beginnt damit, die Türkei zunehmend autoritärer umzuformen und lässt die Proteste gegen seine Regierung brutal angreifen. Insbesondere am Taksim-Platz in Istanbul, von wo die später landesweiten Proteste ausgehen, kommt es zu schweren Kämpfen zwischen Demonstranten und Polizisten. Ähnlich wie im arabischen Frühling sind die Demonstranten dabei auf die Kampferfahrung der Fußballfans angewiesen und in Istanbul finden Fans der »drei Großen« – Besiktas, Gala und Fener – am Taksim-Platz zusammen, um die Demokratie zu verteidigen.
Drei Fanszenen, die bis dato nur eins verband: Ihr unbändiger Hass aufeinander, der sich immer wieder in schweren Ausschreitungen mit vielen Verletzten und auch Toten äußerte.
Der Film »Istanbul United« begleitet die Fans ins Stadion und bei den Protesten, lässt sie zu Wort kommen und kommentiert nur wenig. Was bleibt ist ein ungeschliffener Einblick in das Istanbul des Jahres 2013, dem Startschuss der Erdoganischen Entdemokratisierungsbemühungen in der Türkei.
Der Eintritt ist wie immer frei.
- – FILMVORFÜHRUNG
Die Bierbrauer von Quilmes
Die Stadt Quilmes liegt 20km südlich von Buenos Aires und ist vor allem durch ihre weltberühmte Brauerei bekannt. Der dort ansässige Fußballklub Quilmes Atlético Club (QAC) wurde 1887 gegründet und ist somit der älteste Fußballverein in Argentinien.
Heute gilt der QAC wie unser MSV Duisburg als »Fahrstuhlmannschaft«, doch trotz der sportlichen Misere denkt die Anhängerschaft nicht ans Aufgeben. Mit Fahnen, Trommeln und Stimmgewalt verwandeln sie die Kurve Woche für Woche in ein Tollhaus. Im Film erzählen die Fans – die sogenannten Cerveceros (Bierbrauer) – über Leidenschaft und Liebe zu ihrem Klub und lassen den Zuschauer tief in die Seelenwelt des argentinischen Fußballs eintauchen.
Der Eintritt ist wie immer frei.
WIR FREUEN UNS AUF EUCH! ERZÄHLT ALLEN DAVON UND BRINGT EURE FREUND*INNEN MIT!
09.10.2019
Fanprojekte NRW präsentieren die 4. Fussball-Kulturtage NRW
Duisburg, September 2019: Im Fußball steckt viel Kultur – und in der Kultur auch jede Menge Fußball.
Die Überschneidung der zwei Welten nutzen die 15 sozialpädagogischen Fanprojekte sowie die angeschlossene Fachstelle der Landesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte NRW (LAG) und präsentieren jährlich in der Länderspielpause im Oktober die landesweiten Fussball-Kulturtage NRW.
Präsentiert wird ein vielfältiges Programm zwischen Kinoleinwand, Lesungen, Diskussionen und Stadterkundung. Angesprochen werden bewusst nicht nur eingefleischte Fußballfans, sondern ein möglich breites Publikum. Die Teilnahme an allen Veranstaltungen ist kostenlos.
Ein Highlight in diesem Jahr ist sicherlich der Themenrundgang von der Dortmunder Innenstadt vorbei an Orten der Erinnerung zum Signal-Iduna-Park, welcher im Rahmen des Länderspiels der Nationalmannschaft gegen Argentinien am 9.10. angeboten wird. In Wuppertal haben Interessierte die Möglichkeit an einem sogenannten „HörFußballSpiel“ teilzunehmen, ein interaktives Erlebnis für die ganze Familie im Stadion am Zoo.
Mit den Fussball-Kulturtagen NRW geben die Fanprojekte Themen eine Öffentlichkeit, die ansonsten in der Wahrnehmung um den professionellen Fußball eher unterrepräsentiert sind. Diskriminierung in all seinen negativen Erscheinungsformen, beispielsweise Antisemitismus und Homophobie, finden genauso Platz im Programm wie Veranstaltungen zu den Themen Integration, Inklusion, Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung.
Die Breite des Programms zeigt, wie vielfältig Fußball und Kultur verbunden sind. Kulturveranstaltungen sind fester Bestandteil der Fanprojektarbeit, mit den Fussball-Kulturtagen NRW öffnen die Fanprojekte in NRW sprichwörtlich ihre Tore und laden alle interessierten Besucherinnen und Besucher zur aktiven Teilnahme ein.
09.10.2019